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Was ist eine Familie?
Familie ist zunächst eine Gruppe von Menschen, die irgendwie zusammengehören: durch biologische Verwandtschaft, Ehe, Adoption, oder frei gewählt. Gemeinsam unter einem Dach, oder über die ganze Welt verstreut. Mit zwei Personen, oder 100. Kompliziert? Vielleicht so:
Fragt man Menschen danach, was für sie Familie bedeutet, geht es einerseits um Verantwortung, Liebe, Vertrauen, Unterstützung, Geborgenheit. Andererseits passieren gerade in Familien viel Verletzung, Gewalt und Hass: „Das Zuhause ist der gefährlichste Ort der Welt, denn da passieren die schrecklichsten Dinge“ (Podcast ZEIT Verbrechen: „Wie Frau L. ihren Mann umbringen ließ“, 24. April 2018). Auch das ist Familie.
Welche Aufgabe und Bedeutung hat Familie?
Familie kann unterschiedliche Aufgaben und Funktionen haben: Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung, Sorge für Kinder, alte und kranke Menschen, finanzielles Überleben, etc.
Im Laufe der Geschichte hat sich nicht nur geändert, wer alles zur Familie dazugehört, sondern auch, welche Bedeutung ihr zukommt. Familie war und ist für viele Menschen eine Schicksalsgemeinschaft, die das gegenseitige Überleben sichert(e). Zum Beispiel durch die Pflege von Kindern, alten und kranken Menschen oder gemeinsame Arbeitskraft. Welche Bedeutung Familie hat, kommt auch darauf an, welche Familien und welche Epoche wir uns anschauen. In Zeiten von Monarchien bedeutete Familie für den Adel beispielsweise vor allem wichtige politische Verbindungen: Wer hier wen heiratete, hatte selten etwas mit Liebe oder Zuneigung zu tun, sondern damit, mit wem Bündnisse geschaffen oder durch wen Macht gefestigt werden sollte.
Welche Bedeutung Familie heute hat, ist umstritten. Durch sozialstaatliche Unterstützung wie Renten oder Sozialhilfe ist Familie nicht (immer) notwendig, um das Überleben zu sichern. Manche beklagen, Familie hätte an Bedeutung verloren. Trotzdem ist Familie für die meisten Menschen bedeutsam. Ob es die eigenen Kinder sind oder die_der Partner_in, ob es die WG ist oder Eltern und Verwandte: Familie ist auch heute noch wichtig!
Ab wann ist man eine Familie?
Menschen, die sich als Familie fühlen, sind auch eine Familie. Das heißt, Familien können sehr unterschiedlich aussehen:
Kinder, die mit nur einem Elternteil aufwachsen; Familien mit adoptierten Kindern; Jugendliche, die mit Sozialarbeiter_innen zusammenwohnen; schwule und lesbische Eltern; Freund_innen, die gemeinsam ein Kind groß ziehen; WGs, die sich als Familie begreifen; Familien mit vielen Generationen unter einem Dach.
Was macht also eine Familie aus? Vielleicht genau das, was viele an Familie toll und wichtig finden: Menschen, die Verantwortung füreinander übernehmen. Die einander wichtig sind, füreinander sorgen und auch in schwierigen Zeiten füreinander da sind. Für viele Menschen gibt es all das mit Eltern und Verwandten, ihrer sogenannten Herkunftsfamilie. Andere erleben Konflikte, Ausgrenzung oder Gewalt in ihrer Herkunftsfamilie, so dass für sie eine Wahlfamilie aus Freund_innen und/oder Partner_in(nen) umso wichtiger ist. Toll wäre, wenn all diese Familien auch Anerkennung und Unterstützung bekommen würden.
Zu vielen Familien gehören Kinder
Und auch da gibt es, ähnlich wie rund um die Ehe für alle, viele Diskussionen: Wer darf Kinder bekommen und groß ziehen? Wie wachsen Kinder sicher und glücklich auf? Diese Frage ist eigentlich gar nicht so schwer zu beantworten: Damit Kinder gut aufwachsen können, brauchen sie Liebe, Geborgenheit und Unterstützung. Dafür ist es nicht wichtig, welches Geschlecht und welche sexuelle Orientierung die Eltern haben, ob sie miteinander in einer Liebesbeziehung sind und ob sie verheiratet sind.
Kinder brauchen einen Ort, an dem sie lernen, spielen, ausprobieren, heranwachsen und Kind sein können. Sie zu schützen heißt, all das sicherzustellen. Im Alltag ist all das natürlich nicht immer so einfach: Elternschaft bringt jede Menge Herausforderungen mit sich. Besonders Frauen jonglieren häufig mit Beruf, Kindererziehung, Liebesbeziehung, Freundschaften und eigenen Ruhe- oder Freizeitbedürfnissen. Für Alleinerziehende ist das erst Recht kompliziert. Deshalb verdient Elternschaft Unterstützung – unabhängig davon, wer die Eltern sind.
Beim Thema Kinderschutz geht es auch um Kinderrechte
Eltern und staatliche Organisationen (z.B. die Schule) müssen Kindern ermöglichen, ihre Rechte zu kennen und wahrzunehmen. Kinder müssen zum Beispiel wissen, dass sie ein Recht auf körperliche Unversehrtheit haben. Schlagen, Prügeln, andere körperliche Gewalt und alle Formen von sexualisierter Gewalt sind (auch) in der Familie verboten. Kinder haben auch das Recht, Wissen über verschiedene Lebens- und Liebensentwürfe zu bekommen. Deshalb ist es wichtig, dass all die Familienformen, um die es oben ging, in Büchern und Filmen, aber auch im Schulunterricht, vorkommen. Das ermöglicht allen Kindern und Jugendlichen, am Unterricht teilzuhaben und den eigenen Weg zu finden.
Frühsexualisierung – was ist das?
„Frühsexualisierung“ ist ein Begriff, den Gegner_innen von Sexualaufklärung und Bildung zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt verwenden. Sie meinen, es sei gefährlich, wenn mit Kindern und Jugendlichen über Sexualität gesprochen wird, weil sie das in ihrer natürlichen Entwicklung störe. Auch vielfältige Lebensweisen, Geschlechter und sexuelle Orientierungen sollen ihrer Ansicht nach keinen Platz im Unterricht haben. Dabei geht es scheinbar um den Schutz von Kindern. Sexualität, Geschlecht und sexuelle Orientierung sind aber wichtige Themen: Kinder und Jugendliche haben ein Recht, altersgerecht etwas darüber zu lernen.