Feminismus: 5 Dinge, die ihr wissen solltet

1. Definition von Feminismus

Was genau heißt Feminismus? Erstmal ganz wichtig: es gibt nicht den einen Feminismus. Es gibt viele verschiedene Bewegungen und Theorien, die sich für unterschiedliche Themen stark machen und sich teilweise sogar widersprechen. Trotzdem gibt es einen Kern, der wohl alle Feminismen verbindet. Feminismus setzt sich für die Gleichstellung aller Menschen, gegen Sexismus und gegen die Diskriminierung von Frauen ein.

Feminist_innen kritisieren, dass auch heute noch die meiste Macht in den Händen von Männern liegt. Dazu gehören der Zugang zu Geld und die Macht über Personen (z.B. in den Chefetagen). Aber es geht auch darum, wem zugehört wird, wer als kompetent angesehen wird oder wer in Geschichtsbüchern auftaucht (über viele wichtige Frauen und nicht-binäre Menschen in der Geschichte wird einfach nie berichtet oder ihre Bedeutung wird klein geredet).

Das Ziel von Feminismus ist nicht, statt Männern Frauen an die Macht zu bringen (hier findet ihr Antworten auf dieses und andere häufige Argumente gegen Feminismus). Es gut um gerechte Verteilung und mehr Selbstbestimmung für alle.

2. Was bedeutet intersektionaler Feminismus?

Intersektionaler Feminismus versucht, verschiedene Formen von Diskriminierung mitzudenken und möglichst viele unterschiedliche Perspektiven zu berücksichtigen. Warum ist das wichtig? Viele denken beim Begriff Feminismus an das Frauenwahlrecht (gibt es seit 1918), oder das geänderte Sexualstrafrecht („Nein heißt Nein!“ seit 2016), oder das Recht auf Abtreibung (gibt es in Deutschland noch nicht). Das sind wichtige Punkte, für die Feminist_innen seit langer Zeit kämpfen. Aber: Es gibt andere feministische Themen, die nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen. Die betreffen häufig keine weißen Frauen aus der Mittelschicht, sondern arme, schwarze, behinderte, und queere Frauen, inter* und trans* Personen. Zum Beispiel kämpfen Asylbewerber_innen, arme und behinderte Frauen häufig für das Recht, Kinder bekommen zu dürfen und in der Schwangerschaft eine gute medizinische Versorgung zu bekommen. Das alles versucht ein intersektionaler Feminismus mitzudenken.

Ein Beispiel: In den letzten Jahren wurde viel über Quotenregelungen in Managementpositionen gesprochen. Und das ist auch gut so: Frauen müssen eine Chance bekommen, in Bereiche vorzudringen, die typischerweise von Männern besetzt werden. ABER worüber wird nicht berichtet? Was nehmen wir nicht wahr?

Viel weniger Aufmerksamkeit bekommen zum Beispiel Arbeitskämpfe von Frauen, die schlecht bezahlten (oder gar nicht bezahlten) Beschäftigungen nachgehen, zum Beispiel als Putzkraft. Putzkräfte sind meist Frauen. Oft sind das Frauen, die nicht viel Geld und/oder keinen deutschen Pass haben. Diese Menschen haben weniger Möglichkeiten, sich an Politiker_innen zu wenden, sich bei Journalist_innen Gehör zu verschaffen, oder sich zu organisieren (ohne dabei große Risiken einzugehen, wie zum Beispiel den Verlust ihres Jobs).

Ein intersektionaler Feminismus setzt sich dafür ein, dass diese und viele weitere Perspektiven wahrgenommen werden.

3. Feministische Anliegen können sich widersprechen

Manchmal scheinen sich feministische Anliegen sogar zu widersprechen. Viel diskutiert wird zum Beispiel das Tragen eines Hijab (Kopftuch für Musliminnen). In Deutschland setzen sich Feminist_innen dafür ein, dass Frauen ihre Religion frei ausüben dürfen. Dazu gehört für manche, einen Hijab zu tragen. Das ist aber in einigen Kontexten verboten: An vielen Schulen dürfen Lehrerinnen zum Beispiel keinen Hijab tragen.

Andererseits gibt es feministische Bewegungen, die gegen das Tragen eines Hijab eintreten. Sie sagen, Frauen würden von Männern (oder in anderen Ländern per Gesetz) dazu gedrängt, sich zu verschleiern. Manche kritisieren Religionen generell, da sie Menschen und besonders Frauen unterdrücken würden.

Auch hier finden wir: Es sollte um Selbstbestimmung und Freiheit gehen, ohne dabei die Freiheit anderer einschränken zu wollen (mehr Infos zu Selbstbestimmung gibt’s hier)!

Feministisches Spannungsfeld: einerseits Kopftuch tragen dürfen, andererseits kein Kopftuch tragen müssen.

4. Ist Feminismus auch für Männer?

Und wo bleiben die Männer? Na, mittendrin! Feminismus will auch für Männer eine Befreiung und Erweiterung ihrer Möglichkeiten. Männer sollen zum Beispiel:

  • weinen dürfen
  • Gefühle zeigen dürfen
  • sich schminken oder einen Rock tragen dürfen, ohne als „unmännlich“ oder „schwul“ zu gelten
  • schwul sein dürfen, ohne ausgegrenzt zu werden
  • keine Gewalt erleben müssen
  • weniger Druck spüren, alles zu können und alle Verantwortung zu tragen

All das ist durch die Geschlechterrollen in unserer Gesellschaft oft nicht einfach, oder nicht möglich (mehr zum Thema Geschlechterrollen findet ihr hier). Es geht aber auch um eine Haltung und darum, dass sich alle für Gleichberechtigung einsetzen. Das heißt auch, dass Männer mehr teilen müssen – aber eben auch mehr Möglichkeiten bekommen.

Feministisches Spannungsfeld: einerseits Unterdrückung von Frauen, Trans*, Inter*, andererseits Druck auf Männer.

5. Es geht um alles!

Feminist_innen kämpfen zwar auf ganz unterschiedlichen Ebenen und stellen verschiedene Themen in den Mittelpunkt, aber eigentlich geht es ganz grundsätzlich darum, sich zusammenzuschließen und gemeinsam gegen Ungleichbehandlung, Zwang und Ausbeutung zu kämpfen!

Mehr dazu:

  • Das Missy Magazin gibt es in einer Print- und Online-Version und richtet sich vor allem an Frauen*, die sich für Popkultur, Politik und Style interessieren.

Literatur