1. Richtige Frauen sind…
- stark,
- schwach,
- laut,
- leise,
- erschöpft,
- energiegeladen,
- hilfsbedürftig,
- beschützend,
- traurig,
- lustig,
- verzweifelt,
- euphorisch,
- einsam,
- geborgen,
- ohnmächtig,
- souverän,
- …
Sie sind also ganz unterschiedlich! Es gibt mindestens so viele verschiedene Arten, eine Frau zu sein und als Frau zu leben, wie es Frauen gibt. Und das ist auch gut so! Wir leben noch immer in einer Gesellschaft mit ziemlich engen Vorstellungen davon, was „typisch weiblich“ und „typisch männlich“ ist. Und alle, die als „richtige“ oder „normale“ Mädchen und Frauen anerkannt werden möchten, müssen sich irgendwie mit diesen Vorstellungen auseinandersetzen. Das heißt aber nicht, dass alle Frauen so sind. Im Gegenteil: Frauen interessieren sich für Maschinen, Kunst, Mode, Fußball oder Literatur. Manche machen ihre Beziehungen zum Mittelpunkt ihres Lebens, andere ihren Job, wieder andere ihre Hobbies. Frauen sind Wissenschaftlerinnen, Mütter, Handwerkerinnen, Erzieherinnen, Ärztinnen, Sportlerinnen oder etwas ganz anderes. Sie haben die unterschiedlichsten Körper, Talente und Vorlieben.
Frauen sind vielfältig, und es gibt nicht die richtige Art und Weise, eine Frau zu sein. Als Frau gar nichts mit Weiblichkeit am Hut zu haben, ist okay. Dinge zu mögen, die mit Weiblichkeit in Verbindung gebracht werden, zum Beispiel Schminke, ist ebenso okay.
2. Wer ist aus biologischer Sicht eine Frau?
Medizinisch werden Körper in männlich, weiblich und intergeschlechtlich eingeteilt. Körper gelten als weiblich, wenn:
- ein XX Chromosomensatz vorliegt
- die Genitalien und Gonaden (Keimdrüsen) als Vulva, Vagina, Eierstöcke und Uterus eingeordnet werden
- und auf hormoneller Ebene hohe Östrogen- und Progesteronanteile vorhanden sind.
Wichtig ist: Diese körperlichen Eigenschaften bestimmen nicht die Geschlechtsidentität einer Person. Trans* und inter* Frauen sind Frauen, genau wie cis Frauen. Es gibt deshalb auch nicht den Frauenkörper. Die Körper von Frauen sind sehr verschieden – sie unterscheiden sich in Größe, Form, bei Genitalien und Hormonen und allem anderen auch. Keiner ist wie der andere!
Die meisten von uns wachsen noch immer mit der Idee auf, das Geschlecht einer Person könne am Körper festgemacht werden, es gebe genau zwei Geschlechter und das Geschlecht eines Menschen ändere sich nicht. Die Realität ist aber viel komplizierter und schöner! Unsere Körper sind sehr verschieden, sie lassen sich nicht in zwei Geschlechterschubladen einteilen. Am wichtigsten sollte das Wissen jeder Person über ihr eigenes Geschlecht sein – wir sagen dazu Geschlechtsidentität. (Mehr dazu findet ihr hier.)
3. Freiheiten, die Frauen heute haben, wurden erkämpft
In unserer Gesellschaft im 21. Jahrhundert als Frau zu leben, ist mit viel mehr Freiheiten verbunden, als das noch vor wenigen Jahrzehnten war. Das hat einerseits mit wirtschaftlichen und anderen Veränderungen zu tun. Andererseits haben wir das Feminist_innen und anderen Aktivist_innen zu verdanken, die gegen Sexismus und andere Formen von Diskriminierung gekämpft haben und das immer noch tun. Denn die meisten Rechte und Möglichkeiten, die für Frauen in unserer Gesellschaft heute selbstverständlich sind, wurden erkämpft!
In den Regionen, die wir heute Deutschland nennen, begann die sogenannte erste Welle der Frauenbewegung im 18. Jahrhundert. Einer ihrer großen Erfolge war die Einführung des Wahlrechts für Frauen im Jahr 1918.
Die Nationalsozialist_innen machten viele Errungenschaften der Frauenbewegung wieder rückgängig. Sie verfolgten u.a. Menschen, die in jüdischen und sozialistischen Frauenorganisationen aktiv waren.
Nach dem 2. Weltkrieg erkämpften Politikerinnen, das in Artikel 3 des Grundgesetzes steht: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ Dafür, dass dieser Artikel auch umgesetzt wird, setzten sich feministische Bewegungen in den Jahrzehnten danach ein und tun es auch heute noch. Nicht-binäre und inter* Personen kommen im Grundgesetz gar nicht vor und müssen auch heute noch oft darum kämpfen, dass sie wahrgenommen und in ihrer Existenz anerkannt werden. Sie waren aber immer schon und sind auch heute Teil von feministischen Kämpfen und Bewegungen.
In den Jahrzehnten nach Ende des Nationalsozialismus kämpften feministische Bewegungen u.a. für das Recht auf Schwangerschaftsabbruch (das es bis heute nicht gibt). 1977 wurde die sogenannte „Hausfrauenehe“ abgeschafft, laut der Frauen nur arbeiten gehen durften, wenn sie dabei Haushalt und Familie nicht vernachlässigten. Erst seit 1997 ist Vergewaltigung in der Ehe strafbar.
Heute gibt es vielfältige feministische Bewegungen und Organisationen, die sich auch weiterhin gegen Diskriminierung einsetzen (mehr dazu hier). Denn es ist bei weitem nicht alles erreicht: Wir leben nach wie vor in einer sexistischen Gesellschaft, in der z.B. Alleinerziehende (die meist Frauen sind) ein deutlich erhöhtes Armutsrisiko haben und in der Frauen viel öfter sexualisierte Gewalt erfahren als Männer.
Und: Es gibt noch immer jede Menge Erwartungen an Menschen, die als Frauen wahrgenommen werden oder so wahrgenommen werden möchten. Dazu gehören zum Beispiel die Erwartungen, dass Frauen Kinder bekommen wollen, dass sie beruflich erfolgreich sind, dass ihnen ihr Aussehen wichtig ist, dass sie gut über Gefühle sprechen können, dass sie unabhängig und stark sind. Zusätzlich haben Menschen ja nicht nur ein Geschlecht, sondern sind zum Beispiel auch weiß oder Schwarz, werden behindert oder nicht, haben verschiedene Einkommen und familiäre Hintergründe, sind jüdisch oder nicht jüdisch, sind unterschiedlich alt, haben eine Migrationsgeschichte oder nicht. Mit diesen Erfahrungen und Erwartungen umzugehen und dabei einen eigenen Weg zu finden, ist gar nicht so einfach. Umso wichtiger, dass klar ist:
- Es gibt ganz viele Arten des Frau seins, wie unter 1. beschrieben.
- Die eigene Art des Frau seins kann sich immer wieder ändern, zum Beispiel im Laufe des Lebens, in unterschiedlichen Umfeldern, etc.
- Es ist auch okay, sich überhaupt nicht für Frau sein zu interessieren. Geschlecht muss kein wichtiger Teil der eigenen Identität und des eigenen Lebens sein!
4. Was Männern gefällt…
In Texten übers Frau sein geht es oft eigentlich vor allem darum, welche Frauen Männern gefallen. Hier gilt das gleiche, wie bei der Frage nach der „richtigen“ Frau: Es gibt nicht die Traumfrau, die Männern gefällt. Was und wen Menschen attraktiv finden, ist natürlich auch geprägt von Schönheitsidealen und anderen Normen. Zum Beispiel gibt es in unserer Gesellschaft immer noch ein großes Schlankheitsideal. Zusätzlich beeinflusst Diskriminierung unsere Bilder davon, was schön ist – zum Beispiel Rassismus, Trans*feindlichkeit und Behindertenfeindlichkeit. (Mehr dazu hier.)
Was und wen wir attraktiv finden, ist aber auch sehr individuell und vielfältig, sowohl in Bezug auf Aussehen, als auch Eigenschaften, Interessen, und mehr:
- Unterschiedliche Männer finden unterschiedliche Frauen attraktiv.
- Frauen können nicht nur Männer attraktiv finden, sondern auch andere Frauen, Inter* und nicht-binäre Personen.
- Männer können nicht nur Frauen attraktiv finden, sondern auch andere Männer, Inter* und nicht-binäre Personen.
- Menschen aller Geschlechter können asexuell sein, sich also gar nicht sexuell zu anderen Menschen hingezogen fühlen.
Außerdem hat es aus unserer Sicht etwas mit dem Sexismus in unserer Gesellschaft zu tun, dass sich Antworten auf die Frage, was Frau sein bedeutet, viel darum drehen, was Männern gefällt.