„Gender-Ideologie“, „Genderismus“ und „Genderwahn“: 5 Dinge, die ihr wissen solltet

„Genderismus“, „Gender-Ideologie“, „Genderisierung“, „Gender-Gaga“ oder „Genderwahn“. Schon mal gehört? Lauter Begriffe, die zur Zeit viel in den Medien herumschwirren. Was ist damit gemeint?

Beispiele für Genderwahn sind:

  • gleicher Lohn für gleiche Arbeit,
  • Vereinbarkeit von Beruf und Familie,
  • geschlechtergerechte Sprache verwenden,
  • sich gegen Gewalt und Diskriminierung einsetzen,
  • über den eigenen Körper bestimmen dürfen,
  • gerechte Aufteilung von Hausarbeit,
  • selbst entscheiden, ob ich Kinder bekommen möchte,
  • Menschen glauben, dass sie selbst am besten wissen, wer sie sind (z.B. welches Geschlecht sie haben),
  • gleiche Übernahme von Fürsorgearbeit, z.B. Angehörige pflegen, oder
  • den eigenen Namen und Geschlechtseintrag bestimmen dürfen.

1. „Gender-Ideologie“ oder „Genderismus“ – was ist das eigentlich?

„Genderismus“ und „Gender-Ideologie“ sind Kampfbegriffe: Sie werden dazu verwendet, alle Bemühungen um Geschlechtergerechtigkeit abzuwerten oder lächerlich zu machen. Gemeint sind die unterschiedlichsten Themen und Bewegungen:

  • Gender Mainstreaming: wird oft als „Genderismus“ abgewertet, ist aber eigentlich der Versuch, die unterschiedlichen Lebenssituationen von Frauen und Männern in Politik und Verwaltung mitzudenken, damit niemand unfair behandelt wird
  • Gender Studies: eine Wissenschaft, die sich mit der Bedeutung von Geschlecht für Politik, Kultur, etc. beschäftigt
  • Sexualpädagogik: pädagogische Arbeit zu Sexualität, Verhütung, Schwangerschaft, Pubertät, eigene Grenzen und Grenzen anderer Menschen, Sexualpraktiken, etc.
  • Pädagogik der Vielfalt: pädagogische Arbeit zu unterschiedlichen sexuellen Orientierungen, Geschlechtern, Liebe, Beziehungen, Familie, etc.
  • Feminismus: politische Bewegungen, die sich für die Gleichstellung aller Menschen und gegen die Diskriminierung von Frauen einsetzt
  • Queere Bewegungen: Aktivist_innen und Gruppen, die sich für die Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt einsetzen
  • Geschlechtergerechte Sprache: Versuche, unsere Sprache so weiterzuentwickeln, dass sie viele Geschlechter sichtbar macht
  • Vielfältige Beziehungen und Familien: Familien und Lebensweisen, die nicht der Norm der heterosexuellen Kleinfamilie aus Vater, Mutter und Kind entsprechen

Ihr seht schon: Unter „Genderismus“ und „Gender-Ideologie“ wird alles Mögliche gefasst, auch Themen, die nicht direkt was mit Gender zu tun haben. Sie werden allesamt als Teil von „Gender-Wahnsinn“ bezeichnet und damit als bedrohlich, unnötig oder unnatürlich abgewertet.

2. Wer steckt dahinter?

Diese Positionen sind antifeministisch und vielfaltsfeindlich. Sie werden von rechtsextremen und rechtspopulistischen Parteien und Bewegungen verbreitet, aber auch von vielen religiösen Vereinigungen, rechts-konservativen Politiker_innen und Journalist_innen. Sie werden so in öffentliche Debatten und Medienberichte getragen. Und sie sorgen dafür, dass es eine Menge falscher Infos gibt zu den angeblichen Zielen und Überzeugungen von Projekten und Personen, die unter dem Stichwort „Genderismus“ abgewertet werden.

Und warum? Teilweise gibt es immer noch viel zu wenig Wissen, Aufklärung, Räume zum Lernen und Diskutieren. Schließlich kann niemand alles wissen und richtig machen. Und wir finden es wichtig, dass über viele Themen heute mehr gesprochen wird als noch vor einigen Jahren – zum Beispiel über geschlechtergerechte Sprache, über schwule und lesbische Paare, oder über die Rechte von intergeschlechtlichen Menschen.

Teilweise ist es aber auch eine politische Strategie, allen möglichen Organisationen und Initiativen „Gender-Wahnsinn“ vorzuwerfen: Sie sollen damit zum Schweigen gebracht werden. Sie müssen sich plötzlich rechtfertigen und verteidigen, obwohl sie für Gleichstellung und Gerechtigkeit eintreten.

3. Meinungsfreiheit bedeutet nicht, alles sagen zu dürfen

Ein häufiger Vorwurf: „Die Gender-Ideologie will uns verbieten, das zu sein, was wir eigentlich sind.“ Tatsächlich ist es genau umgekehrt: Feministische und queere Bewegungen setzen sich dafür ein, dass alle sein und leben können, wie sie möchten (solange sie anderen damit nicht schaden). Ganz im Gegensatz zu selbsternannten „Anti-Genderisten“, die häufig sehr klare Vorstellungen davon haben, wie Menschen zu sein haben.

Es spricht übrigens gar nichts dagegen, unterschiedlicher Meinung zu sein, zu diskutieren und auch zu streiten. Das ist wichtig und gehört überall dazu, wo Menschen miteinander leben und kommunizieren! Meinungsfreiheit heißt allerdings nicht, alles sagen oder schreiben zu dürfen. Denn: Meinungsfreiheit hört da auf, wo sie anderen ihre Menschenrechte und Menschenwürde abspricht. Die sollten nicht verhandelbar sein!

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Literatur