Schönheitsideale sind Normen darüber, welches Aussehen als besonders schön gilt. Diese Normen wandeln sich. Sie sind nicht überall auf der Welt und nicht zu jedem Zeitpunkt gleich. In Deutschland gilt aktuell beispielsweise als schön: schlank sein, symmetrische Gesichtszüge und glatte Haut haben. Das heißt aber nicht, dass alle Menschen genau das schön finden! Schönheitsideale beeinflussen uns zwar, aber wir haben alle individuelle Vorlieben, finden Unterschiedliches schön und attraktiv.
1. Was ist das Problem an Schönheitsidealen?
Kritik an Schönheitsidealen gibt es viel. Dabei ist nichts falsch daran, sich schön oder attraktiv fühlen zu wollen. Das wünschen sich die meisten von uns. Das Problem ist, dass unsere Schönheitsideale ziemlich wenig Vielfalt zulassen. Sie sind Normen über das Aussehen von Menschen und für fast alle unerreichbar. Trotzdem messen wir uns daran. Das führt dazu, dass sich Leute oft hässlich und unwohl mit dem eigenen Körper fühlen. Menschen geben viel Geld aus und nehmen hohe gesundheitliche Risiken auf sich, um Schönheitsnormen zu entsprechen: monatlich neue Diättipps, Abnehmpillen in jedem Supermarkt, verschiedenste Schönheitsoperationen. Der Weg zu Essstörungen, an denen jährlich in Deutschland ca. 70 Menschen sterben, ist da nicht weit.
2. Was ist schön und warum?
Unter Schönheitsidealen leiden wir alle, aber nicht alle gleich. Frauen, Männer, dicke Menschen, von Rassismus betroffene Menschen, Trans*, Inter* (mehr zum Thema Inter* hier) und nicht-binäre Personen: Sie alle betreffen Schönheitsideale jeweils unterschiedlich:
- Dicke Menschen werden oft als „krank“ oder „faul“ abgewertet. Körpergewicht allein sagt noch nichts über Gesundheit aus! Trotzdem hält sich hartnäckig das Vorurteil, dicke Leute lebten ungesund und seien dafür selbst verantwortlich. Das stimmt nicht! Dicke Leute können genauso gesund und aktiv sein wie dünne Leute, mitteldicke Leute usw. Dauernd an sich selbst arbeiten zu müssen, ist dabei ein generelles Problem an Schönheitsnormen: Wir alle müssen uns die ganze Zeit bemühen schön und fit zu sein. Das strengt ganz schön an!
- Für trans* Personen hängen Schönheitsideale eng mit dem Druck zusammen, als Frau oder Mann zu „passen“, das heißt wie eine cis Frau oder ein cis Mann auszusehen. Das Wort „to pass“ ist Englisch und bedeutet „(als jmd.) durchgehen“. Trans* Personen, die nicht „passen“ können oder wollen, werden oft falsch angesprochen, nicht ernstgenommen und erfahren Gewalt.
- Für Schwarze Menschen gibt es eine ganze Palette von Cremes und Chemikalien, die die Haut aufhellen und die Haare glätten sollen. In Werbung, Filmen und Büchern wird Schönheit immer noch oft mit heller Haut und glatten Haaren gleichgesetzt. Das hat Wurzeln im Kolonialismus: Schönheitsnormen sind nicht frei von Rassismus!
Vorstellungen von Schönheit entstehen nicht einfach so, sie sind nicht nur Geschmackssache. Sie haben mit Macht und Geld zu tun und damit, was in unserer Gesellschaft als „normal“ gilt. Es lohnt sich also zu fragen, was als schön angesehen wird.
3. Schönheit und Style ohne Zwänge?
In Styles kann sich aber auch Widerstand ausdrücken. Ein Beispiel: Das Tragen von Afros war in den 1960ern und 70ern ein wichtiges Symbol der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA. Sich selbst schön finden und stolz auf das eigene Aussehen sein (gerade wenn es nicht den gängigen Schönheitsnormen entspricht): Das kann sehr empowernd sein!
Viele Menschen versuchen, den gängigen Schönheitsnormen etwas entgegen zu setzen und ein positives Verhältnis zu ihrem Körper zu gewinnen. Das ist gut so! Aber auch Werbung und Filmindustrie müssen sich ändern. Wir wollen andere Schönheiten sehen: nicht-weiße, queere, dicke, behinderte, alte Körper – das wäre tatsächlich schön!
Mehr dazu:
- #Bodyshaming (FUMA – Fachstelle Gender NRW)
- Video – Not Heidis Girl (Pinkstinks):