„Kinder werden durch Sexualkundeunterricht in ihrer natürlichen Entwicklung gestört. Das ist Frühsexualisierung.“
Antwortmöglichkeiten:
1. Worüber reden wir hier? Geht es um eine Pädagogik der Vielfalt, also u.a. die Aufklärung über sexuelle Orientierung und geschlechtliche Vielfalt? Oder um Sexualkundeunterricht, also die Aufklärung über Körper, sexuelle Praktiken, Verhütung und Schwangerschaftsabbruch? Das sind unterschiedliche Dinge!
2. Den Kampfbegriff „Frühsexualisierung“ gibt es schon lange. Im 18. Jahrhundert wurde damit Selbstbefriedigung von Jugendlichen abgewertet und in den 1920er/30er-Jahren wurde er im Kontext der „Rassenlehre“ verwendet. Und mal wieder wird behauptet, Kinder und Jugendliche über Sexualität aufzuklären, würde ihrer Unschuld schaden. Das war damals wie heute Quatsch. Jugendliche haben ein Recht darauf sowohl über Sexualität und Körper als auch über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt aufgeklärt zu werden!
3. 2011 hat der UN-Menschenrechtsrat beschlossen, dass Menschen nicht aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden dürfen. Nicht benannt und ständig unsichtbar gemacht zu werden ist auch Diskriminierung – z.B. wenn im Schulunterricht nur von heterosexuellen Paaren, Lebens- und Liebensweisen gesprochen wird. Es gibt nunmal viele verschiedene sexuelle Orientierungen. Diese Realität muss auch in der Schule sichtbar gemacht werden.
4. Kinderschutz ist ein wichtiges Thema! Es ist schön, dass sich so viele Menschen um den Schutz von Kindern bemühen. Dazu gehört aber auch ein altersgemäßer, offener und sensibler Umgang mit Sexualität. Wissen über Sexualität, Worte um den eigenen Körper, Wünsche, Grenzen und (sexuelle) Handlungen benennen zu können sind wichtig für Heranwachsende: als Stärkung und um sich selbst und ihre Umwelt zu verstehen. Besonders bei Missbrauch gegen Kinder ist es wichtig, dass sie sagen können, was passiert ist und wissen, dass sie ein Recht auf den eigenen Körper haben.